Aufarbeitung

Unmittelbar nach dem Erwerb der Lok im Dezember 2004 begann die Aufarbeitung der damals schon seit 40 Jahren abgestellten Maschine, die erst im August 2009 abgeschlossen werden konnte und damit etwas länger als erwartet dauerte.

Die genaue Bestandsaufnahme der neu erworbenen Lok hatte ein zweigeteiltes Bild ergeben: Während die Lok insgesamt bis auf ganz wenige Teile komplett und die Blechteile sämtlichst aufarbeitungswürdig waren, gab es diverse technische Probleme zu lösen. Insbesondere der Zustand der Achsen stellte ein großes Problem dar, da eine Ersatzbeschaffung nicht gelang. Mit der zwar kostspieligen, aber qualitativ überzeugenden Aufarbeitung im Dampflokwerk Meiningen wurde schließlich ein Ausweg gefunden. Die übrigen entdeckten Probleme, die mich zeitweise fast verzweifeln ließen, stellten sich in der Folgezeit jedoch alle als beherrschbar heraus.

Die festgestellten Probleme waren:

1. Fahrwerk
Frostschäden am Rahmen (Ausbeulungen/Riss)Riss geschweisst, Ausbeulungen sind nicht rückgängig zu machen (Anpassung des vorderen Puffers, der Andrehkurbelführung sowie der Führerhausrückwand nötig)
Führerhausrückwand abgerissenan den Rahmen angepasstes Winkeleisen angefertigt (Eisen eingeschnitten, über den Rahmen gebogen und die Schnitte ausgeschweisst), an die Rückwand geschweisst und die entsprechend angepasst
beide Puffer gebrochender vordere Puffer wurde geschweisst, während der hintere, bereits einmal mit Verschraubungen und Betonausguss (!) geflickte Puffer 2021 endlich ausgetauscht werden konnte
Achsen abgefahrenim Dampflokwerk Meiningen gerade abgedreht und völlig neu aufgebaut
Bremsklötze restlos abgefahrenErsatzbremsklötze beschafft und eingebaut
drei Tragfedern gebrochenvier Ersatzfedern von einer Ns1 eingebaut
Achshalter tw. stark abgenutztelektrisch aufgeschweisst und glatt gefeilt
Kettenräder tw. stark abgenutztneue Kettenradscheibe aufgezogen
Achsverbindungskette verschlissenkompletten Satz Antriebsketten neu beschafft
Kettenspannerschrauben fehlen fast alleNeufertigung eines kompletten Satzes Kettenspannerschrauben aus ¾"-Gewindestangen mit aufgeschweissten Muttern
untere Sandfallrohre fehlenNeufertigung
2. Getriebe
Schaltgetriebe festgerostettagelang mit Rostlöser eingeweicht, anschließend mittels Holzklotz lose geschlagen
obere Getriebewelle tw. mehrere mm tief abgeschliffenelektrisch aufgeschweisst und abgedreht
Kupplungslager schrottreifneues Kugellager eingebaut
Zugstange der Kupplung schrottreifkomplette Neufertigung als Drehteil mit metrischen Gewinden
Schalthebel eingeschliffenaufgeschweisst und glatt geschliffen
Dicht-Schleifring im Kurbelwellenlager gebrochenaus Messing neu gerollt und eingepasst
Boschöler festAustauschöler beschafft und aufgearbeitet
Ölfilter völlig zugesetztUmbau von Sägespanfüllung auf Papierfilterkartusche
Einspritzpumpe verschlissenPumpenelement erneuert
Einspritzdüse verschlissenDüseneinsatz erneuert, Einspritzdruck korrigiert
Schauglas am Tank gebrochenNeufertigung aus Karbonglas
Dekompressionshahn festgerostetmit Rostlöser eingeweicht, anschließend beherzter Schlag mit dem Gummihammer
Blech am Kühler durchgerostetteilweise Neufertigung
4. sonstiges
Jung-Schriftzug fehltNachguss beschafft
Fabrikschilder brüchigNachguss beschafft
Laternenhalterungen fehlenNeufertigung

Bilder von der Aufarbeitung:
Nachfolgend einige Bilder von der Aufarbeitung der Lok in chronologischer Reihenfolge.


16.01.2005: Nach der Demontage der Gehäuseteile zeigt sich doch recht deutlich der hohe Aufwand für die Aufarbeitung.
 
16.01.2005: Blick auf das Fahrwerk der Lok, welches zu Betriebszeiten hart beansprucht worden war und einige Schäden aufweist.

27.06.2005: Das größte Problem waren die völlig verschlissenen Achsen. Da eine Ersatzbeschaffung misslang, kam nur eine teure Instandsetzung in einer Fachwerkstatt in Frage.
 
17.07.2005: Die Demontage der Achslager bereitete einige Probleme, bei der erst mehrere Versuche mit verschiedenen selbst gebauten Abziehern zum Erfolg führten. Hier ein Bild vom 2. Versuch.

17.07.2005: Der fertig aufgearbeitete Rahmen ist das bislang deutlichste Symbol für den Fortschritt der Aufarbeitung, bei der kleinere Teile oft viel Zeit kosten und dabei wenig zu sehen ist.
 
14.09.2005: Die Achsen sind zur Aufarbeitung im Dampflokwerk Meiningen. Im Hintergrund der Treibradsatz einer französischen Schnellzuglok der Reihe 241A.

21.01.2006: Blick auf das Kupplungslager - die heraus gefallenen Kugeln sind im Laufe der Zeit zu Staub zermahlen worden.
 
18.03.2006: Blick auf die untere Getriebewelle nach Ausbau der oberen.

19.03.2006: Die obere Getriebewelle ist in ihre Einzelteile zerlegt.
 
27.03.2006: Die Aufarbeitung des völlig abgefahrenen Kettenrades ist abgeschlossen. Dabei wurde eine neue Kettenradscheibe aufgezogen.

01.04.2006: Die Achsen aus dem gleichen Blickwinkel wie oben, jedoch nach der Reprofilierung.
 
04.06.2006: Der komplettierte Rahmen nach Einbau der Bremse angebremst in der Steigung vor dem Lokschuppen.

04.05.2007: Einbau des Getriebes.
 
19.05.2007: Vergleich der neuen Kupplungszugstange mit der alten. Dazwischen liegen Welten!

28.05.2007: Montage der aufgearbeiteten Schaltkulissen.
 
02.06.2007: Getriebe fertig, Ketten eingebaut.

25.07.2007: Die angepasste Rückwand. Deutlich ist die auszugleichende Frostbeule zu erkennen.
 
25.07.2007: Blick von der anderen Seite auf das neu eingezogene, angepasste Winkeleisen.

28.10.2007: Der montierte Sitzkasten.
 
28.10.2007: Das neue Fabrikschild.

13.01.2008: Blick ins geöffnete Kurbelgehäuse.
 
18.10.2008: Der Motor sitzt wieder auf dem Rahmen!

13.04.2009: Blick auf den Kurbelzapfen.
 
03.05.2009: Der fertig installierte Bosch-Öler.

02.08.2009: Endmontage. Vorn die noch zu lackierende Haube.
 
Die fertige Lok!