Hennickendorf (Stand: September 2022)


Östlich von Berlin lag im Dreieck Hennickendorf - Rüdersdorf - Herzfelde eine der bedeutendsten Ziegeleiregionen der Mark Brandenburg. Eine der Ziegeleien war die Hennickendorfer Ziegelei am Ufer des Stienitzsees. Zur Geschichte des Werkes ist mir leider fast nichts bekannt, so dass ich mich im Folgenden nur auf die sich aus den besichtigten Resten ergebenden Fakten stützen kann.

Die Ziegelei war ein recht großes Werk mit zwei Ringöfen und unzähligen Trockenschuppen. Neben dem Verfahren der Freilufttrocknung fand auch die Kammertrocknung Anwendung. Die dafür notwendigen Anlagen waren praktischerweise zwischen den Ringöfen angeordnet, so dass Öfen, Tonaufbereitung und Trockenkammern in einer Linie lagen und für kurze Wege sorgten. Die Anlagen innerhalb des Werkes waren durch ein umfangreiches Gleissystem in 500 mm Spurweite verbunden, wovon heute noch diverse einbetonierte Drehscheiben und eine Seilzuganlage künden. Die Zufuhr der Rohstoffe erfolgte dagegen auf einer Feldbahn in 600 mm Spurweite. Auf ihr kamen über viele Jahre hinweg Dampflokomotiven zum Einsatz, was noch an den Dimensionen des inzwischen teilweise eingestürzten Lokschuppens und den Resten eines im Gelände liegenden Dampflokführerhauses zu erkennen ist.

Die Stilllegung des Werkes erfolgte bereits im Jahre 1975. Die Gebäude waren nach 40 Jahren inzwischen ausnahmslos verfallen, von den zahlreichen Trockenschuppen kündeten nur noch die Fundamente. Das gesamte Gelände war vollständig von sehr hohen Bäumen bewachsen. Im Sommer wucherte das Gestrüpp derart dicht, dass das Werk kaum zu finden war und stark an ein verwunschenes Märchenschloss erinnerte. Das Fotografieren - insbesondere der Gebäude - war so selbst in der vegetationsarmen Jahreszeit schwierig. Um 2020 wurde das Gelände leider völlig umgestaltet und die Reste der Ziegelei abgerissen.


Blick auf die alte Zufahrtstraße: In der Bildmitte der erhaltene viergleisige Bahnübergang der 600 mm-Strecke, im Hintergrund rechts neben dem Auto - kaum sichtbar - der Lokschuppen.
 
Blick vom Bahnübergang auf das (kaum sichtbare) Hauptgebäude. Die Zufahrt zur Tonaufbereitung erfolgte ebenerdig über eine Gewölbebrücke. Etwa auf halben Weg befindet sich links die Sturzbühne.

Die Sturzbühne diente vermutlich dem Umschlag des Tons von der Feldbahn auf eine Zwischenhalde.
 
Eine der vielen Drehscheiben des 500 mm-Netzes. Die Drehplatte und den Kugeln sind wohl Schrottsammlern zum Opfer gefallen.

Eine kleine Sensation: Unweit des Bahnüberganges liegt noch das Führerhaus einer Dampflok im Gebüsch, vermutlich von einer O&K 40 PS-Lok!
 
Der Lokschuppen: Halb verfallen und völlig eingewachsen bemerkt man ihn selbst neben der Straße erst auf den zweiten Blick.

Blick in den Lokschuppen. Die Höhe der erstaunlich gut erhaltenen Tore und der Ruß an den Wänden künden vom einstigen Dampfbetrieb.