Rüdersdorf (Stand: April 2021)


Seit dem 16. Jahrhundert wird in Rüdersdorf Kalk abgebaut und gebrannt. Nach der Entwicklung des Zements (bei 1.600°C gebranntes Gemisch aus Kalkstein, Tonschiefer und noch ein paar Zutaten) im 19. Jahrhundert entstand 1884 auch in Rüdersdorf ein schnell expandierendes Zementwerk der Firma Guthmann & Jeserich. Der benötigte Kalkstein wurde mittels eines ausgedehnten Feldbahnnetzes aus den Gruben gefördert. Die größte Grube war der Neue Tagebau, der schnell eine recht ansehnliche Tiefe erreichte. Zur Überwindung des Höhenunterschiedes war bereits 1871 ein leistungsfähiger Schrägaufzug von rund 200 Metern Länge errichtet worden (der Seilscheibenpfeiler der Bergstation steht heute noch!). Im Jahre 1914 wurde der Neue Tagebau aus wirtschaftlichen Gründen aufgelassen und geflutet. In den Folgejahren entstand hier ein großer See, der Heinitzsee (auch Kremersee genannt).

Mit dem umfassenden Ausbau der Zementindustrie in Rüdersdorf erfolgte ab 1973 die Wiederaufwältigung des Tagebaus. Der Heinitzssee musste hierzu vollständig abgepumpt werden. Zur Wasserhaltung wurden dabei unterirdische Stollen mit einem Feldbahnsystem in 600 mm-Spurweite angelegt, das nach wie vor betrieben wird. Die Förderung des Kalksteins erfolgte hingegen von Anfang an mittels Förderband. Die bis dahin betriebenen anderen Abbaustellen wurden aufgegeben, wobei die dortigen Feldbahnen in 485, 500 und 900 mm-Spurweite ebenfalls schon in den 60er Jahren durch Förderbänder bzw. eine Seilbahn abgelöst worden waren. Letzte Reste der exotischen 485 mm-Bahn in Form einiger Gleisjoche finden sich noch heute unweit des Seilscheibenpfeilers. Auch einige Drehscheiben und Gleise des 500 mm-Netzes sind an der alten, bis 1967 betriebenen Schachtofenbatterie erhalten geblieben. Letztere gehört wie der o.g. Seilscheibenpfeiler heute zum Museumspark Rüdersdorf, in dem die Geschichte des Kalkabbaus dargestellt wird. Hier findet sich am Rande des Tagebaus auch eine kleine Sammlung von Fahrzeugen der 600 mm-Grubenbahn, so auch eine EL9 vom LEW Hennigsdorf.


Der riesige Tagebau von Rüdersdorf. Am Horizont das neue Zementwerk.
 
Die alte Schachtofenbatterie aus dem Jahre 1871 mit den Resten der 500 mm-Feldbahn.

Die EL9 stammt aus dem Jahre 1959.
 
Eine interessante Zugkomposition.

Flaschen- und Rungenwagen des Werkstattzuges.
 
Nicht mehr benötigte Hunte der 600 mm-Feldbahn.

Historische Ansicht vom Seilberg mit der 900 mm-Förderbahn, wie er bis 1914 in Betrieb war.