Neukalen (Stand: 2006)


Tief im mecklenburgischen Hinterland liegt in der Nähe von Gnoien das Örtchen Neukalen, welches bis Anfang der 90er Jahre eine mittelgroße Ziegelei besaß. Das wunderschön gelegene Werk inmitten einer von Wäldern und Hügeln umgebenen Landschaft wurde über eine etwa 5 km lange Feldbahn in 600 mm Spurweite mit Ton versorgt, die durch ihren idyllischen Verlauf wirklich herausragend war: Vom Beschickergebäude verlief die Strecke waagerecht über eine etwa 50 m lange und sehr filigrane Stahlbrücke in Richtung Wald, wo sich auch der geräumige, zweigleisige Lokschuppen befand. Der Waldkante folgend führte die Bahn anschließend am Kamm einer Hügelkette entlang um den Wald herum in die Tongrube. Die Strecke wies starke Steigungen, Dämme und Einschnitte auf, war sehr abwechslungsreich und bis zuletzt in einem sehr guten Zustand. Betrieben wurde die Bahn in den letzten Jahren mit vier rumänischen Loks vom Typ Unio LD45N. Des Weiteren war noch eine Ns2 von LKM vorhanden. Die Züge bestanden aus Loren mit einem Fassungsvermögen vom 1 m³, wovon auf Grund der starken Steigungen jeweils eine gebremst war.

Mit der Wende kam Anfang der 90er Jahre auch das Aus für die technologisch veraltete Ziegelei. Das Potential der Anlage durchaus richtig erkennend, entstand das Projekt eines Museums, bei dem die Feldbahn als besondere Attraktion eine wesentliche Rolle spielen sollte. Im Rahmen einer ABM-Maßnahme wurde vom Ziegelei Neukalen e.V. ein Konzept entwickelt, der Bestand erfasst und das Gelände aufgeräumt. Jedoch wurde das Projekt von der Gemeinde nur halbherzig verfolgt und schließlich mit Auslaufen der (immerhin einige 10.000 Euro teuren) ABM-Maßnahme aufgegeben. Seit dem ist man bestrebt, das Gelände an einen Investor abzugeben.

Bemühungen verschiedener Vereine, wenigstens die Fahrzeuge zu retten, waren von höchst unterschiedlichem Erfolg: Während eine der UNIO LD45N in Alt-Schwerin sowie die Ns2 und ein Schneepflug in Lengerich ein neues Zuhause finden konnten, wurden die anderen Loks sowie ein Großteil der Loren verschrottet. Versuche, die verbliebenen Fahrzeuge nach Aufgabe des Museumsprojektes zu übernehmen, verliefen im Sande. Seitens der Gemeinde wurde bei entsprechenden Nachfragen auf die laufende Investorensuche verwiesen und darauf, dass man diesem das Werk "vollständig" übergeben wolle. Dass der Investor - falls sich tatsächlich jemals einer finden sollte - das Gelände wohl kaum als Ziegelei, geschweige denn mit Feldbahn betreiben wird, interessierte dabei nicht. Das Schicksal des verbliebenen Feldbahnmaterials einschließlich der fantastischen Stahlbrücke ist damit angesichts der hohen Schrottpreise bereits vorgezeichnet.

Nachtrag: Die Bahn wurde 2006 abgebaut.


Gesamtansicht der idyllisch gelegenen Ziegelei.
 
Die markante Stahlbrücke von unten.

Blick über die Brücke auf das Beschickergebäude.
 
Abgestellte Loren. Vorn ein gebremstes Fahrgestell.

Drehscheibe im Beschickerraum.
 
Klappbrücke zur Überquerung der Schiebebühnenbahn.

Gebläse auf Fahrgestell zur Beschleunigung der Trocknung/Abkühlung der Rohlinge bzw. Ziegel.
 
Blick auf die überwucherte, aber noch vorhandene Strecke.