Ostwall (Stand: November 2013)


Der offiziell "Festungsfront Oder-Warthe-Bogen" genannte Ostwall liegt etwa 120 km östlich von Berlin im Westen Polens und war das Pendant zum wesentlich bekannteren Westwall. Errichtet wurde diese etwa 30 Kilometer lange Befestigungsanlage auf einem Höhenzug zwischen den Flüssen Oder und Warthe in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts und sollte dem Schutz der damaligen deutschen Ostgrenze dienen. Militärtechnisch war die Anlage bereits zum Zeitpunkt des Baus überholt und wurde im Januar 1945 von der Roten Armee ohne nennenswerten Widerstand überrannt.

Doch was hat das mit Feldbahn zu tun? Die Antwort ist ganz einfach: Ein Großteil der über 40 Bunkeranlagen - Panzerwerke genannt - waren mit einer in etwa 25 m Tiefe verlaufenden, insgesamt 28 km langen Feldbahn der Spurweite 600 mm verbunden. Die Bahn diente der Versorgung der Panzerwerke mit Munition und dem Truppentransport. Vom sogenannten unterirdischen "Hauptverkehrsweg", an dem sich die meisten der insgesamt 17 Bahnhöfe mit ihren Ausweichstellen befanden, zweigten die Stichstrecken zu den Panzerwerken und Munitionslagern ab. Das Depot befand sich dagegen einige Kilometer westlich hinter der Bunkerlinie an der Erdoberfläche am Zugangsbauwerk A64.

Während die meisten Panzerwerke nach dem Krieg gesprengt wurden, blieb das gewaltige unterirdische Gangsytem unversehrt und beherbergt heute das größte Fledermausschutzreservat Polens. Die unterirdischen Anlagen präsentieren sich in einem erstaunlich guten Zustand, dem man die lange Zeit seit dem Bau nicht ansieht. Obwohl fast alle abmontierbaren Metallteile entfernt wurden, sind nur die Gleise im Depot und den Zugangswerken den Schrottsuchern zum Opfer gefallen. Die meisten unterirdischen Gleise sind hingegen einbetoniert und deshalb erhalten gebleiben. Wegen der fehlenden Benutzung und der Entfernung der einstmals neben den Gleisen verlegten Gehwegplatten sind die Rillenschienen zwar meist stark versandet, aber in großen Teilen nach wie vor befahrbar. Über den Fahrzeugpark ist recht wenig bekannt. Für den Untertagebetrieb wurden nachweislich schwere AEG-Akkuloks des Typs GA2 verwendet, während Übertage - zumindest in der Bauphase - auch Dampfloks zum Einsatz kamen.


Das kaum zerstörte Panzerwerk 724 gehört zu den Bauwerken mit Anschluss an das Gangsystem.
 
Gegen eindringene Feinde waren die Tunnel durch sogenannte Wachen mit Treppenscharten gesichert.

Gleisdreieck am Bahnhof Nord der Burschener Schleife. Rechts in der Nische der Stellhebel der Weiche.
 
Blick auf den Stellmechanismus der Weiche: Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation (BVG) 1938.

Auf den Bahnhöfen des Hauptverkehrsweges befinden sich (meist mittig) Gleiswechsel. Hier der Bahnhof Konrad, wo die Strecke zu den Panzerwerken 713 bis 715 abzweigt. Der Hauptverkehrsweg ist leicht am größeren Stollenprofil erkennbar.