Czacz (Stand: Mai 2007)


In dem kleinen Städtchen Czacz, knapp 10 km südlich der Kreisstadt Kosten (Koscian), befindet sich am Ortsrand eine kleine Ziegelei, die in ihrer recht ursprünglichen technischen Ausstattung ein echtes Kleinod ist. Es ist die letzte mir bekannte Ziegelei, in der die klassische Trennung der Feldbahn in eine 600 mm-spurige Tonförderbahn und ein 500 mm-spuriges Ofensystem nicht nur anlagentechnisch komplett vorhanden ist, sondern auch noch im täglichen Betrieb genutzt wird.

Die 600er Strecke besteht aus einem sehr langen, eingleisigen Schrägaufzug mit Seilwinde, der direkt bis in die Grube zu Baggerverladung reicht, so dass man hier ohne Lokbetrieb auskommt. Auch vor Einführung der Tongewinnung per Planierraupe und Bagger scheint es hier nie Lokbetrieb gegeben zu haben. Vermutlich kamen - wie in der Gegend recht verbreitet - in der Grube einstmals Pferde als Zugmittel zum Einsatz. Eine Besonderheit der nur etwa 100 m langen Strecke ist die als gemauerte Brücke ausgeführte Unterführung unter einen das Ziegeleigelände durchquerenden Feldweg.

Das 500 mm-Netz ist hingegen deutlich umfangreicher und erschließt sowohl den Ofenbereich als auch die Trockenschuppen, von denen die alten hölzernen Freiluftschuppen zwar noch vorhanden sind, wegen der Umstellung auf ausschließliche Trocknung per Ofenabwärme seit ein paar Jahren aber nicht mehr genutzt werden. Die 500 mm-Bahn dient der Einfuhr der Ziegelrohlinge in den Ofen sowie der Versorgung der Brennerebene mit Kohlengrus. Ursächlich für die als Rarität anzusehende Nutzung der Feldbahn im Ofenbereich sind die alten, schmalen Ofenzugänge, die keine Umstellung auf Gabelstapler erlauben. So werden hier auch heute noch transportable Auflegedrehscheiben und mobile Gleise wie vor hundert Jahren verwendet. Lediglich bei der Ausfuhr der fertigen Ziegel kommen gummibereifte Sackkarren zum Einsatz.

Als schienenmäßigen Zugang zum Brennerboden gibt es ein ganz besonderes Schmückstück: Einen Lorenfahrstuhl. Dieser ist technisch analog zu den früher üblichen Lastenaufzügen aufgebaut und damit sehr solide ausgeführt. Da der Kohlengrus heute überwiegend per Förderband durch ein Fenster direkt in die Loren auf dem Brennerboden geschafft wird, dient der Fahrstuhl praktisch ausschließlich dem An- und Abtransport von Ziegelrohlingen in die auf dem Brennerboden aufgestellten Trockenregale.


Der Schrägaufzug mit dem Pressenhaus.
 
Blick durch die Straßenbrücke auf das Streckenende, wo eine mit Zuschlagstoffen beladene Lore steht.

Während auf der einen Ofenseite gerade das Feuer lodert, wird auf der anderen Seite fleißig neu beschickt.
 
Ein leerer Stapelwagen. Im Hintergrund eine mobile Drehscheibe und ein beladener Stapelwagen.

Nach Beschickung werden die Zugänge vermauert und mit Ton abgedichtet.
 
Der Lorenfahrstuhl auf der Brennerebene wird über diverse Drehscheiben erreicht.

Eine Lore für Kohlengrus steht zur Beladung am Förderband auf dem Brennerboden.
 
Der Brennmeister bei der Arbeit. Im Hintergrund einige (leere) Ziegelregale zur Trocknung von Rohlingen.