Morrn (Stand: März 2004)


Die Morrner Klinkerwerke (Cegielnia Murzynowo) waren der letzte noch mit Feldbahn arbeitende Ziegeleibetrieb im polnischen Teil der Mark Brandenburg. Die Ziegelei war ein beeindruckender Bau aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit (theoretischem) Ganzjahresbetrieb. Leider geriet in den letzten Jahren der Absatz der fertigen Ziegel immer wieder ins Stocken, so dass zwischen dem Brennen der Ziegel und der erneuten Bestückung des Ofens schon mal einige Wochen ins Land gingen, an denen quasi Betriebsruhe herrschte. Mit Ende der Saison 2003 wurde die Ziegelei dann stillgelegt. Unmittelbar im Anschluss erfolgte der Abriss des gesamten Werkes. Die Feldbahn wanderte gleich als erstes restlos in den Schrott. Im März 2004 standen dann neben den Schornsteinen nur noch ein paar Gebäudereste - erschreckend, wie schnell das gehen kann.

Die 600 mm-Feldbahn war in ein oberes und ein unteres System geteilt, welche zwar über einen zweigleisigen Schrägaufzug mit Endlosseil verbunden waren, jedoch zuletzt weitgehend unabhängig von einander betrieben wurden. Im oberen Teil herrschte fast ausschließlich Handbetrieb vor, während auf der Talstrecke lokbespannte Pendelzüge in die Tongrube verkehrten. Im Falle eines Falles half auf dem oberen System ein Traktor als Zugmaschine aus - die beiden zuletzt dort noch vorhandenen Wls40 standen bereits einige Jahre im Schrott. Auf der Grubenstrecke kam hingegen eine Lok vom recht seltenen Typ Gls30 zum Einsatz, welche auf den ersten Blick wie eine Ns2 ohne Führerhaus aussah, vom Getriebe her aber an eine O&K MD2 erinnerte.

Als einzige Reste dieser schönen Ziegeleibahn existieren heute so nur noch drei Plateauwagen, die bereits im September 2003 von Feldbahnfreunden erworben werden konnten und heute bei den Feldbahnen in Woltersdorf und in Rehbrücke zu finden sind.


Das dreistöckige Ziegeleigebäude mit den alten Initialen "MK" am Giebel. Inzwischen herrscht hier gähnende Leere.
 
Blick in den Gang am Ringofen. Beeindruckend waren immer wieder die recht umfangreichen Gleisanlagen.

Die beiden Schrottloks vom Typ Wls40 auf der oberen Strecke (EAW Posen 613/1957 und 1121/1960).
 
Reine Handarbeit: Ein voller Ziegelwagen wird aus dem Ofen gefahren und mittels Auflegedrehscheibe gedreht.

Der Schrägaufzug in Form eines zweigleisigen Seilberges. In der Bildmitte die Brücke der Regelspurstrecke Schwerin(Warthe) - Kreuz.
 
An der Talstation der Seilbahn wartet die Gls30 darauf, dass genügend leere Loren für die Fahrt in die Grube bereit gestellt werden.

Ein von der Gls30 in die Grube geschobener Leerzug wird mittels Eimerkettenbagger beladen.
 
Rückfahrt zur Ziegelei. Die Strecke führt durch einen kleinen Kiefernwald, bevor sie gänzlich im Unterholz verschwindet.